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Gedanken zum Baupfad von Ladestationen für Elektrofahrzeuge in Europa

Wenn es um das fortschrittlichste Land Europas beim Bau von Ladestationen geht, liegen die Niederlande laut Statistik von 2022 mit insgesamt 111.821 öffentlichen Ladestationen im ganzen Land an erster Stelle unter den europäischen Ländern, was einem Durchschnitt von 6.353 öffentlichen Ladestationen pro Million Einwohner entspricht. Bei unserer jüngsten Marktforschung in Europa haben wir jedoch gerade in diesem scheinbar etablierten Land eine Unzufriedenheit der Verbraucher mit der Ladeinfrastruktur festgestellt. Die Hauptbeschwerden konzentrieren sich auf lange Ladezeiten und Schwierigkeiten bei der Erlangung von Genehmigungen für private Ladestationen, die deren Nutzung beeinträchtigen.

Warum gibt es in einem Land mit so vielen öffentlichen Ladestationen insgesamt und pro Kopf immer noch Unzufriedenheit mit der Pünktlichkeit und Bequemlichkeit der Infrastrukturnutzung? Hierbei geht es sowohl um die Frage der unangemessenen Allokation öffentlicher Ladeinfrastrukturressourcen als auch um die Frage umständlicher Genehmigungsverfahren für die Installation privater Ladeeinrichtungen.

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Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht gibt es derzeit zwei gängige Modelle für den Aufbau von Ladeinfrastrukturnetzen in europäischen Ländern: das eine ist bedarfsorientiert und das andere nutzungsorientiert. Der Unterschied zwischen beiden liegt im Verhältnis von Schnell- und Langsamladen und die Gesamtauslastung der Ladeeinrichtungen.

Konkret zielt der bedarfsorientierte Bauansatz darauf ab, den Bedarf an Basis-Ladeinfrastruktur im Zuge der Marktumstellung auf neue Energiequellen zu decken. Die Hauptmaßnahme besteht darin, eine große Anzahl von AC-Langsamladestationen zu bauen, die Anforderungen an die Gesamtauslastung der Ladestationen sind jedoch nicht hoch. Es geht lediglich darum, den Bedarf der Verbraucher an „verfügbaren Ladestationen“ zu decken, was für die Verantwortlichen für den Bau von Ladestationen eine wirtschaftliche Herausforderung darstellt. Andererseits steht beim nutzungsorientierten Bau von Ladestationen beispielsweise die Ladegeschwindigkeit der Stationen im Vordergrund , durch Erhöhung des Anteils von DC-Ladestationen. Der Schwerpunkt liegt auch auf der Verbesserung der Gesamtauslastung der Ladeeinrichtungen, die sich auf den Prozentsatz des innerhalb eines bestimmten Zeitraums bereitgestellten Stroms im Vergleich zur gesamten Ladekapazität bezieht. Dabei geht es um Variablen wie die tatsächliche Ladezeit, die Gesamtlademenge und die Nennleistung der Ladestationen, sodass im Planungs- und Bauprozess eine stärkere Beteiligung und Koordination verschiedener gesellschaftlicher Einheiten erforderlich ist.

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Derzeit haben verschiedene europäische Länder unterschiedliche Wege für den Aufbau von Ladenetzen gewählt, und die Niederlande sind genau ein typisches Land, das Ladenetze bedarfsorientiert aufbaut. Daten zufolge ist die durchschnittliche Ladegeschwindigkeit von Ladestationen in den Niederlanden im Vergleich zu Deutschland viel langsamer und sogar langsamer als in südeuropäischen Ländern mit langsameren Durchdringungsraten neuer Energien. Zudem ist der Genehmigungsprozess für private Ladestationen langwierig. Dies erklärt das am Anfang dieses Artikels erwähnte unzufriedene Feedback niederländischer Verbraucher hinsichtlich der Ladegeschwindigkeit und des Komforts privater Ladestationen.

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Um Europas Dekarbonisierungsziele zu erreichen, wird der gesamte europäische Markt auch in den kommenden Jahren eine Wachstumsperiode für neue Energieprodukte sein, sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite. Angesichts der zunehmenden Durchdringung neuer Energiequellen muss die Gestaltung der neuen Energieinfrastruktur vernünftiger und wissenschaftlicher gestaltet werden. Es soll nicht länger die ohnehin schon engen öffentlichen Verkehrsstraßen in städtischen Kerngebieten belegen, sondern den Anteil der Ladestationen an Standorten wie öffentlichen Parkplätzen, Garagen und in der Nähe von Firmengebäuden je nach tatsächlichem Ladebedarf erhöhen, um die Auslastung der Ladeeinrichtungen zu verbessern. Darüber hinaus sollte die Stadtplanung ein Gleichgewicht zwischen privaten und öffentlichen Ladestationslayouts herstellen. Insbesondere im Hinblick auf das Genehmigungsverfahren für private Ladestationen soll es effizienter und komfortabler werden, der steigenden Nachfrage der Verbraucher nach Heimladen gerecht zu werden.


Zeitpunkt der Veröffentlichung: 01.12.2023